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ELVIES - Smartlabels im Elektronikschrott

Effiziente Logistik und Verwertung durch den integrierten Einsatz von Smartlabels im Elektronikschrott

Verbundprojekt ELVIES im Rahmen des FH3-Programms des BMBF

Die im Jahr 2003 verabschiedeten WEEE-Richtlinie der EG  macht in den EU-Mitgliedsstaaten die kostenlose Rücknahme von Elektro- und Elektronikaltgeräten ab dem Jahr 2006 verpflichtend. Die Kosten für die Sammel- und Verwertungssysteme sind von den Herstellern zu tragen. Gleichzeitig müssen die Hersteller eine ordnungsgerechte und hochwertige Verwertung der Altgeräte garantieren. Hierzu greifen strenge Vorgaben, z.B. hohe, nach 10 Gerätekategorien unterschiedene Verwertungsquoten. Außerdem treten mit der RoHS-Direktive permanent neue Vorschriften über den Einsatz von Problemstoffen in Elektro- und Elektronikneugeräten in Kraft.

Deutschland hat die Richtlinie durch das „Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die umweltgerechte Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten“ (Elektro- und Elektronikgerätegesetz - ElektroG) in nationales Recht umgesetzt. Allein in der Bundesrepublik Deutschland fällt jährlich etwa eine halbe Million Tonnen an Elektroschrott an. Die Entsorgungskosten liegen derzeit im Bereich von einigen 100 Euro pro Tonne.

Für die Gesellschaft bedeuten diese Aktivitäten einen wichtigen Beitrag zur Realisierung der Vision einer schadstoffarmen Kreislaufwirtschaft. Für die Elektro- und Elektronikindustrie ist dadurch allerdings ein zusätzlicher Aufwand erforderlich, der ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinflusst. Deshalb hat sie ein Interesse daran, die Logistik und Verwertung der Altgeräte möglichst kostengünstig unter Einhaltung der relevanten Vorschriften durchzuführen. Das Zusammenführen von regionalen Teilströmen an Elektroschrott, das Sortieren und Klassifizieren der Geräte, die Schadstoff-Entfrachtung und Verwertung von Komponenten oder Wertstoffen erfordern ein umfangreiches System, in dem wichtige Informationen entlang der Entsorgungskette zuverlässig weitergereicht und immer wieder ausgewertet werden müssen, z.B. über den Gerätetyp, Schadstoffgehalt, Demontage- und Verwertungsoptionen usw. Derzeit erfolgt dies weitgehend manuell, d.h. durch manuelle Sortierung. Würde der Einsatz intelligenter Technologien Teilautomatisierungen dieser Abläufe zulassen, ließen sich die Transaktionskosten solcher Kreislaufwirtschaftssysteme deutlich verringern. Gleichzeitig könnten wichtige Umweltinformationen längs der Supply & Redistribution Chain von Elektro- und Elektronikaltgeräten weitergereicht und für Monitoringsysteme (z.B. zum Einhalten der WEEE- oder RoHS-Vorschrift) genutzt werden. Ausgangspunkt dieser Informationskette ist naturgemäß der Hersteller bzw. Importeur der Produkte.

Das Projekt ELVIES untersuchte vor diesem Hintergrund den Einsatz von „Smartlabels“ in neuen Elektro- und Elektronikgeräten. Die technischen Möglichkeiten unterliegen einer ständigen Erweiterung (insbesondere auch im Hinblick auf optische Marker und Erkennungssysteme). Sie lassen sich für ganze Geräte, aber auch für einzelne Bauteile einsetzen. Für die praktische Nutzung erfordern die Systeme aber im Vorfeld einen erheblichen Prüf-, Organisations- und Normierungsaufwand, der von einem einzelnen Hersteller nicht zu leisten ist.

Die zentralen Schlussfolgerungen aus dem Projekt fasst ein Aufsatz zusammen:

  • Herstellerverantwortung nach WEEE-Richtlinie und Produktinnovationen –
    Status quo, Szenarien und Handlungsbedarf

    Führ, M; et al.: Müll und Abfall 2008, 11 - 18.

Die Abschlussberichte zu dem Vorhaben sind im sofia-Verlag erschienen:

  • Cichorowski, Georg
    Technische Optionen für eine automatische Produktidentifikation im Bereich des Elektrogeräterecycling
    Sofia-Studien zur Institutionenanalyse Nr. 08-1, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-933795 -87-7.
    Studie
  • Führ, Martin, Gerhard Roller, Mario Schmidt u.v.a.
    Individuelle Herstellerverantwortung durch Produktkennzeichnung bei Elektro- und Elektronikgeräten.
    Schlussbericht zum Forschungsvorhaben ELVIES
    Sofia-Studien zur Institutionenanalyse Nr. 08-2, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-933795-88-5 .
    Studie
  • Führ, Martin, Gerhard Roller, Mario Schmidt u.v.a.
    Individuelle Herstellerverantwortung durch Produktkennzeichnung bei Elektro- und Elektronikgeräten.
    Anlagenband zum Forschungsvorhaben ELVIES
    Sofia-Studien zur Institutionenanalyse Nr. 08-3, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-933795 -89-3.
    Studie

 

Ein Fachbeitrag befasst sich mit den juristischen Aspekten und dem Handlungsbedarf auf EU-Ebene:

  • Individual producer responsibility: A remaining challenge under the WEEE Directive
    Führ, M;/Roller G., Review of European and International Environmental Law (RECIEL), 17 (3) 2008, 277-283 ISSN 0962 8797